Die Gründung des Reit- und Fahrvereins Cloppenburg in Bethen geht auf das Jahr 1922 zurück. Die 1. Mitgliederversammlung tagte in der Gaststätte Dölling. Zu den Mitbegründern zählte unter anderen Anton Heyer. Die endgültige Gründung fand dann 1923 statt. Zu dieser Zeit wurde in den Bether Tannen auf Lübben Grund geritten. Um das Jahr 1925 gelang es dem Cloppenburger Bürgermeister Heukamp den Verein nach Cloppenburg umzusiedeln. Das Vereinslokal war damals Deeken-Hook. Trainiert wurde auf dem Friesoyther Marktplatz. Das ist der Bereich auf dem heute das Schwedenheim steht.
Die Reiter der 1. Stunde waren Thöben Sternbusch, die Brüder Albers Höltinghausen, Döpke Varrelbusch, Büttner und Giese Bethen. Zu dieser Zeit gab es etwa 40 aktive Reiter. Die Reitstunden waren sonntags jeweils nach dem Hochamt. Reitlehrer war Anton Heyer. Diese Tätigkeit führte er 30 Jahre durch. Die häufigste Veranstaltung war der sonntägliche Ausritt. Im Jahr 1934 wurde der Reitverein in den SS-Reitersturm überführt. Mitglieder, die den Schwur auf Adolf Hitler verweigerten, wurden mehrere Wochen in Vechta inhaftiert. Allein vier Bether Reiter verweigerten diesen Eid, unter anderen Giese.
Die schweren Schatten des 2. Weltkrieges legten sich auch über das Vereinsleben des Reit- und Fahrvereins. Alle Aktivitäten ruhten. Im Juli 1947 kam es zur erneuten Gründung des Bether Reitvereins. Zum Vorstand gehörten August Möller, Josef Niemann, Joseph Menke (Wessels) und als Ehrenvorstand L. Albers. 12 aktive Reiter und 30 inaktive Mitglieder sind dem Verein beigetreten. Reitlehrer wurde Alfred Büttner. Beim Bischofsempfang am 10. August trat der Reitverein erstmals in Erscheinung. Am 27. August gab es dann auch einen Reiterball in Bethen, zu dem die Nachbarvereine Emstek, Cappeln und Molbergen eingeladen waren.
Auch der Cloppenburger Reitverein wurde wieder gegründet. Dies geschah wiederum in Bethen. Am Jugendbekenntnis Tag fanden sich Bernd und Josef Thöben neben Aloys Meyer (Schmertheim) auf dem Hof Heyer ein und besprachen mit Anton Heyer die Wiedergründung des Cloppenburger Reitvereins. Eine Woche später kam es dann in der Gaststätte Wienken in Cloppenburg zur offiziellen Gründung und wiederum eine Woche später fand das erste Reiten auf dem Rennplatz statt. Anton Heyer bekam für seine Unterstützung die Erlaubnis sein Auto anzumelden und erhielt dafür Benzingutscheine. Der Bether Reitverein ging 1948 in dem Cloppenburger Verein auf. Reiter in dieser Zeit waren Tebben aus Warnstedt, Grever und Greten aus Stallförden, Peek aus Grönheim,
Rolfmeyer, Tabeling und Dr. Hellkamp.
2. Turnier in Cappeln
Treffen zum Sonntäglicher Ausritt vor Gaststätte Wienken
In dieser Zeit fanden auch die ersten Turniere statt. So haben Josef Kläne-Menke und Antonius Heyer am 2. Turnier in Cappeln teilgenommen. In Cloppenburg fand das erste Turnier am 20. Juni 1948 auf dem Gelände des Südoldenburger Rennvereins (Rennplatz an der Friesoyther Straße) statt. Das war der Tag vor der Währungsreform. Eintritt wurde nicht verlangt, da das Geld nichts mehr wert war. Die Besucher brachten aber reichlich mit und so wurde am Abend säckeweise das Geld gezählt. Der damalige Schriftführer Aloys Meyer konnte durch den Umtausch am nächsten Tag einen Gewinn von 2000 D‑Mark für den Verein verbuchen. In den fünfziger Jahren hatte Cloppenburg ein reiterliches Hoch. Es fanden mehrere Großturniere statt. Klangvolle Namen wie Thiedemann, Winkler und Alwin Schockemöhle standen auf den Teilnehmerlisten. Das Sommerturnier 1957 zählte 20.000 Besucher/-innen. Reitlehrer für Cloppenburg war Theo Wienken. Er übte diese Tätigkeit ehrenamtlich bis 1973 aus. Für diese Leistung wurde er mit der silbernen Nadel des Niedersächsischen Sportbundes ausgezeichnet.
In den sechziger Jahren entstand die Idee eine Reithalle zu bauen. Hierzu wurde 1966 die Interessengemeinschaft Reithalle Cloppenburg gegründet. Teilnehmende Vereine waren die Reit- und Fahrvereine Cloppenburg, Garrel, Cappeln, Friesoythe und Emstek, die Sportgemeinschaft der Stadt Cloppenburg sowie der Südoldenburger Rennverein. Vorsitzender war Helmut Thole. Die Stadt Cloppenburg stellte das Gelände am Garreler Weg mittels Erbbaurechtsvertrag zur Verfügung. In einer auf dem Gelände stehenden Baracke befand sich früher ein Ausbildungszentrum der Hitlerjugend. Zwischen der ersten und zweiten Baracke waren Toiletten und Waschräume. In beiden Baracken wurden später Flüchtlinge untergebracht. Beim Bau der Reithalle wurde eine Baracke entfernt und die andere als Pferdestall umgebaut und steht heute noch. Die Bauzeit der Reithalle betrug lediglich fünf Monate. Viele Aufgaben wurden in Eigenarbeit erledigt, unter anderem wurde 1500 cbm² Sand von den Reiterinnen und Reitern angeliefert. Am 27. März 1967 wurde die Reithalle an den Bührener Tannen von Dechant Meyer feierlich eingeweiht. Am folgenden Wochenende fand dann auch das erste Turnier statt, viele sollten folgen.
1973 pachtete Dieter Drees die Halle von der Interessengemeinschaft und übernahm den Posten des Reitlehrers. Vorstände zu dieser Zeit waren Lothar Joop, Cloppenburg (1969–1972), Dr. Wewer, Peheim (1972–1974), Bernhard Grever, Stallförden (1974–1979), Josef Sibbel, Cloppenburg (1979–1986), dann hatte Jürgen Berger das Amt für zwei Jahre inne bevor Josef Sibbel nochmals für zwei Jahre übernahm. Unterstützt wurden sie von ihren Vorstandskollegen und Geschäftsführern, so hatte Gregor Büttner das Amt des Geschäftsführers von 1974 bis 1979 inne, blieb dem Verein aber noch bis 1984 als Schriftführer erhalten. Antonius Heyer hatte zu dieser Zeit die Stellung des Jugendwartes inne. Mit drei Turniermannschaften (Jugend, Springen und Dressur) konnte der Reitverein Verein zahlreiche Erfolge aufweisen. Ludwig (Lui) Averbeck von der Molberger Straße war in dieser Zeit als Futter und Stallmeister unentbehrlich für den Verein.
In den folgenden Jahren kamen als Baumaßnahmen Stallungen, die kleine Halle und die Reiterklause hinzu. Diese wurde in Eigenregie gebaut, das Material stiftete Dieter Drees und neben anderen waren Aloys Kolbeck, Egon Lübbe, Wolfgang Barowski und Antonius Heyer am Bau beteiligt. Die Klause wurde dann verpachtet und es fanden viele Veranstaltungen, wie der sonntägliche Stammtisch, dort statt. Auch die Strohhalle, die Anliegerwohnung und der Dressurplatz wurden in dieser Zeit errichtet. 1988 erfolgte eine grundlegende Renovierung der Anlage. Dieses war ein Verdienst von Herrn Wigbers, der die Mittel über eine Werbegemeinschaft ermöglichte.
1990 kam der Verein in finanzielle Schwierigkeiten und ein Notvorstand wurde durch das Amtsgericht verhängt. Der Nachfolgevorstand unter Aloys Broxtermann setzte eine erneute Konsolidierung durch, so dass das Vereinsleben wieder erblühte.
Die positive wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Vereine in dieser Region führte dazu, dass viele eine eigene Halle erstellten und sich das Interesse an der Cloppenburger Halle reduzierte. Zum anderen war der Reit- und Fahrverein bemüht Herr auf dem Gelände am Garreler Weg zu bleiben. In langen Verhandlungen und unter Abfindung der anderen Vereine wurde ein Konsens gefunden, bei dem im November 1994 der Verein die Halle erwarb und das Gelände im Erbbaurecht übernahm.
Aloys Broxtermann wurde im Jahr 1997 von Maria Heier als 1. Vorsitzende abgelöst. Sie hatte diesen Posten bis 2004 inne. In dieser Zeit wurde die Anlage weiter ausgebaut. Für 150.000 DM entstanden ein neuer Turnierplatz und eine Tribüne. Mit diesen guten Voraussetzungen konnte sich der Reit- und Fahrverein 2001 erstmals die Ausübung der Weser-Ems-Meisterschaften im Springen und in der Dressur bis zur schweren Klasse sichern. Sie sind bis heute ein fester Bestandteil der Cloppenburger Reitertage. In den folgenden Jahren konnte der Verein seine Schulden weiter abbauen. 2004 übernahm mit Alfred Borchers wieder ein Bether das Amt des Vorsitzenden im Reitverein. Im gleichen Jahr fusionierte der Südoldenburger Rennverein mit dem Cloppenburger Reitverein. Der 1911 gegründete Verein führte bis zum 2. Weltkrieg Pferderennen im Stadion durch. Nach dem Krieg waren es auch Spring- und Dressurprüfungen. Anfang der sechziger Jahre schliefen die Aktivitäten ein. 1991 gab es eine Reaktivierung und es folgten drei Rennveranstaltungen, aber der erhoffte Erfolg blieb aus.
Unter der Regie von Alfred Borchers wurden auch die Cloppenburger Reitertage weiter ausgebaut. Das Turnier sollte wieder mehr Besucher in die Bührener Tannen locken. Die gleichzeitig stattfindende Gewerbeschau wurde vergrößert und 2010 fand dann erstmals die Cloppenburger Landlust statt. Auch in den folgenden Jahren wurde immer weiter an der Anlage gebaut, so kamen neue Dressurplätze dazu und auch der Springplatz wurde weiter modernisiert. 2012 wurde er mit einem Ebbe-Flut- System ausgestattet, was das Reiten bei fast jeder Wetterlage erlaubt. Auch die Dressurplätze wurden später damit ausgestattet. Trotz hoher Investitionen konnte kontinuierlich ein Abtrag der Schulden stattfinden.
Im Jahr 2008 fand die erste Pferdewallfahrt in Bethen statt. Monsignore Dr. Költgen und Alfred Borchers hatten sie ins Leben gerufen. Sie findet seitdem jährlich auch unter Mithilfe des 1997 neu gegründeten Bether Reitvereins statt.
Pferdewallfahrt 2017
Monsignore Dr. Költgen und Alfred Borchers bei der Begrüßung 2015
Im Dezember 2016 starb Alfred Borchers viel zu früh nach kurzer, schwerer Krankheit. Im März 2017 übernahm wiederum ein Bether, Dr. Matthias Wenck, das Amt des 1.Vorsitzenden.
Sportlich kann der Verein zahlreichen Erfolge nachweisen. So wurde unter anderem in jüngerer Vergangenheit die Cloppenburger Dressurmannschaft unter Leitung von Angela Schrandt 2007 Landesmeister. Auch in anderen Sparten wie Einzel Dressur und Einzel Springen konnten immer wieder gute Platzierungen und Meistertitel erkämpft werden.
Der Voltigiersport, der nach dem Krieg und in den neunziger Jahren eine Hochzeit hatte, spielte im Verein immer eine große Rolle. 1956 wurde die Voltigierabteilung gegründet und von Heinz Rolfmeyer trainiert. Unter der Leitung von Bernhard Grever belegte die Mannschaft 1960 den 2. Platz bei der inoffiziellen Deutschen Meisterschaft in Wiesbaden. Eines der Voltigierpferde, eine Oldenburger Rappstute, wurde schon seit Jahren von Bauer und Hengsthalter Gerd Scharpekant zur Verfügung gestellt. Trainiert wurde auf dem Cloppenburger Marktplatz. In den sechziger Jahren kam der Voltigiersport zum Erliegen. Eine Neubelegung fand 1973 durch Christine Drees statt. Seit 1976 war der Voltigiersport eng mit der Familie Schlömer verbunden. Maria Schlömer führte die Mannschaft zu zahlreichen Siegen. Auch heute ist die Voltigierabteilung unter Manuela Henke sehr erfolgreich. Sie übernahm das Amt 2010 als Trainerin.
Leider können in dieser Abhandlung über den Reitverein nicht alle genannt werden, die ihn zu dem gemacht haben, der er heute ist.
Sabine Wenck
Quelle: Dr. Dietmar Raczek, Antonius Heyer, Münsterländische Tageszeitung, Archiv Niemeyer